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Dean Brown Trio 31.05.10

Dean Browns elektrische Gitarrengewitter Plakat Dean Brown
US-Gitarrist mit Trio im Café Hahn - Hartes Spiel und weicher Sound mit einem starken funky Ton


KOBLENZ. Mit wem hat Dean Brown, einer der meistgefragten Studio- und Tourmusiker im Jazzgewerbe, nicht schon alles gespielt!? Billy Cobham, Marcus Miller, David Sanborn, die Brecker Brothers, Bill Evans oder George Duke setzten bei funky Sessions auf den US-Amerikaner. Mit seinem Trio gastierte der 1955 in Frankreich geborene Saitenmeister jetzt im gut besuchten Café Hahn - auf Einladung von Förderverein und Jazzclub.
Live ein Erlebnis
Dean Brown ist ein Bühnenmensch, eigene Plattenproduktionen gibt es von ihm (noch) nicht so viele. In Güls stellt der Mann mit langen Haaren im Gesicht Stücke von der jüngsten Scheibe „DBIII" vor, einem Livemitschnitt aus dem Cotton Club in Tokio aus dem Dezember 2008. Edeldrummer Dennis Chambers und Vorzeigekeyboarder Bobby Sparks sind mit von der meist wilden Partie.
Noch bevor der erste (laute) Ton erklingt, macht der Blick auf das T-Shirt von Brown klar, wohin die Soundreise gehen wird: Das Konterfei von Jimi Hendrix, eingebettet in psychedelische Malereien, weist in die Richtung elektrischer Gitarrengewitter. Und auf dem Baumwollteil des massigen Tastentitanen Sparks, immerhin Mitstreiter in Roy Hargroves RH Factor, macht sich der Kopf von Miles Davis breit. Das kündet von einer Rock-Jazz-Melange.
Über all den harten Klängen und oft sehr ausgedehnten Improvisationen legt sich der Funk wie ein Spinnennetz. Ob bluesige Intermezzi aus Texas wie in „Big Foot" oder Mahavishnu-Einschlag à la „Solid" - es groovt mächtig. Sly Stone steht Pate.
Stark rhythmusbetont sind eigene wie fremd komponierte Stücke, Tempowechsel stellen kein Problem für die Dreierbande dar, exemplarisch vorgeführt in „Two Numbers". Auf der Bühne eine homogene Einheit, präsentiert sich dennoch jeder der Akteure sehr unterschiedlich dem durchweg begeisterten Publikum.
Ein Tier an den Drums
Chambers ist ausgebufft, witzig und ruhig, seine Trommelkunst wirkt äußerst energetisch, er ist ein Tier an den Fellen. Sparks, der für den etatmäßigen Bassisten Will Lee die Tour bestreitet, kann mit der Hammondorgel ebenso gut umgehen wie mit dem Mini-Moog. Der Mann ist cool, verzieht nur selten das Gesicht und taut am Ende dann doch noch etwas auf. Brown gibt, wenn er nicht gerade mal (gut) singt, den Ekstatiker, sobald er wieselflink die Stahlsaiten bedient.
Eine für Puristen nur schwer vorstellbare Kreuzung von Black Sabbath und John McLaughlin gelingt in „Piggly Wiggly". Da schreit es nach Hardrock in mittlerer Geschwindigkeit, im Stil einer Jazzband zelebriert.
Auf die Bremse treten können Brown und Co. gleichwohl. Bei „Clave Groove" schleicht sich in die formidable Griffbrettbehandlung das Wes-Montgomery-Feeling ein. Bebop-Reminiszenzen vermischen sich mit leichten Fusion-Anleihen. Der Mann an der E-Gitarre will den Jazz-Rock-Blues-Funk-Soul nicht neu erfinden. Es soll bloß grooven. Und das tut's. Michael Schaust

 

 

Dean Browns elektrische Gitarrengewitter

Michael Schaust, Rhein-Zeitung Kultur regional, 4.06.2010

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